Ali Salman auf Tuchfühlung mit dem Nachbarland Tschechien

Ali Salman als LehrerAli Salman aus Niedersachsen hat im Herbst 2016 ein von Tandem gefördertes freiwilliges berufliches Praktikum in Tschechien absolviert. Der angehende Industriekaufmann aus Seesen hat im tschechischen Slaný eine Einrichtung, die Menschen auf Auslandsaufenthalte vorbereitet, unterstützt. Im Folgenden lesen Sie seinen Erfahrungsbericht…

Erwartungen & Motivation

Im Rahmen meiner Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich über ein Jahr lang den Unterricht für Europakaufmann/-frau-Azubis an der BBS 1 Goslar – Am Stadtgarten – besucht. Das große Exportland Deutschland hat viele Kontakte in die ganze Welt, auch ins Nachbarland Tschechien. (Stichwort VW / Skoda!) Gerne wollte ich mehr über das Land, seine Jugend sowie seine Wirtschaft kennenlernen. Da traf es sich gut, dass die BBS 1 in Goslar seit Jahren gute Kontakte zur tschechischen Stadt Slaný pflegt. Mit Unterstützung der BBS 1 bewarb ich mich bei ICM Slaný – und zwar mit Erfolg!

Besonders interessiert war ich an der Haltung unserer Nachbarn gegenüber Europa und der tschechischen Arbeitswelt im Allgemeinen. Dass ich aufgeschlossenen jungen Menschen begegnen würde, davon ging ich einfach aus.

Vorbereitung

Meine An- und Abreise mit der Bahn plante ich über das Internet. Geografische Kenntnisse eignete ich mir anhand von Kartenmaterial an; gute Unterlagen hatte die Schule über den alten Ort Slaný. Die Entstehung der Stadt Slaný geht auf eine Salzquelle zurück, bei welcher um das Jahr 750 n. Chr. eine Ansiedlung nachweisbar ist.

Sprachliche & interkulturelle Einführung

Die Kommunikation in Tschechien würde ich auf Englisch gestalten. Es war mir bekannt, dass an den Schulen neben Deutsch auch Englisch unterrichtet wird. Dank meiner Ausbildung zum Europakaufmann sowie meiner Fachhochschulreife ist Englisch kein Problem für mich. Dennoch wollte ich mir ein paar Wörter und Alltagsfloskeln in tschechischer Sprache selbst beibringen. Hierzu habe ich mir ein Nachschlagewerk geliehen und fleißig gelernt.

Aus dem Geschichtsunterricht wusste ich noch, dass einige ältere Tschech/-innen mir gegenüber Vorurteile haben könnten. Ich wollte diesen Menschen auf jeden Fall offen und freundlich begegnen.

Organisation (Einsatzstelle, Unterkunft, Verpflegung)

Bei der Suche nach einem geeigneten Betrieb war mir die Schule in Slaný behilflich. Mir wurde von der dortigen Lehrkraft auch eine Pension empfohlen. Die Pension war sehr gut ausgestattet und bequem für mich. Mein Frühstück bereitete ich selbst zu, günstiges Essen konnte ich mir in der Stadt kaufen.

Praktikumsablauf & Inhalte

Am Morgen nach meiner Ankunft wurde ich von jungen Mitarbeitern in den Betrieb eingeführt. In dem Unternehmen werden Kurse als Vorbereitung auf Auslandsaufenthalte gegeben. Im Rahmen einer Vorbereitung durfte ich den Schüler/-innen mein Land und meine Sprache vorstellen. Ich habe ein deutsches Essen vorbereitet und im Rahmen der Veranstaltung angeboten.
Von mir thematisiert wurde auch das Marketing des Unternehmens, weil ich aus dem Wirtschaftsbereich komme. Meine Ideen durfte ich dem Kollegium vorstellen. Eine Präsentation über meinen Wohnort in Deutschland und meinen Betrieb/Aufenthalt habe ich dort ebenfalls durchführen dürfen. Ein entsprechender Bericht ist auf der Homepage der BBS 1 Goslar – Am Stadtgarten – zu finden (www.bbs1goslar.de).

Erkenntnisse & Ergebnisse

Das Unternehmen war technisch sehr gut ausgestattet. Die Schüler/-innen konnten mit allen Medien gut umgehen. Die Organisation der Kurse war ausgezeichnet. Meine Ideen zum Marketing wurden von den Angestellten gut aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit den (jungen) Mitarbeitern war von Anfang an sehr gut. Meine Wünsche bezüglich des Einsatzplanes wurden realisiert. Sprachlich wurde grundsätzlich Englisch bevorzugt. Deutsch konnten nur wenige Mitarbeiter. Ich wiederum – bis auf ein paar wenige Brocken – kein Tschechisch.

Freizeitgestaltung

Kulturell standen mir alle Türen offen. Prag ist von dem Ort nur circa 25 km Luftlinie entfernt. Mit Kolleg/-innen habe ich dort einige Erkundungen gemacht. Das Leben dort erschien mir etwas ruhiger als beispielsweise in Berlin. Ich habe auch gemeinsame Abende mit tschechischen Kolleg/-innen verbracht. Wir hatten viele Diskussionen über ganz unterschiedliche Themen. Die aktuelle politische Lage wurde auch angesprochen. Ich denke, dass ich dort Freunde gefunden habe. Der Kontakt fand im Übrigen grundsätzlich auf Englisch statt.

Land & Leute

Ich habe in den drei Wochen sehr freundliche und offene Menschen kennengelernt. Wir waren manchmal durchaus verschiedener Meinung, konnten aber dennoch wunderbar diskutieren.
Die Hilfsbereitschaft war groß, die begleitende Lehrkraft der Schule in Slaný hat mir sehr geholfen (vor allem bei der Anreise).

Probleme

Grundsätzlich hatte ich keine Probleme. Bis auf einmal, und zwar beim Einsteigen in die Regionalbahn in Prag, da habe ich mich verfahren. Empfehlenswerter sind die Buslinien in Tschechien, das habe ich aber erst später bemerkt.

Schlussfolgerungen & Anregungen

Es wäre schön, wenn mehr deutsche Auszubildende Tschechien besuchen würden. Das Land ist nah, doch bei der norddeutschen Jugend wenig bekannt. Die Geschichte verbindet Deutsche und Tschechen. Mir war es leider wenig möglich, mit älteren Bürgern der Tschechischen Republik den Kontakt aufzunehmen.

Von Ali Salman