Von Nachbar zu Nachbar, von Freund zu Freund – 20 Jahre deutsch-tschechischer Jugendaustausch
Als vor 21 Jahren die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien noch angespannt waren, wurde auf jugendpolitischer Ebene der Impuls gegeben für eine neue Phase des nachbarschaftlichen Verhältnisses: In Polička, einer kleinen Stadt in der Nähe der Landesgrenze zwischen Böhmen und Mähren, fand das erste deutsch-tschechische Jugendtreffen statt. Junge Menschen aus Deutschland und Tschechien diskutierten in Anwesenheit der Präsidenten Havel und Herzog über Themen wie „Partizipation von Jugendlichen in der Politik“ und „Gemeinsame Geschichte – gemeinsame Zukunft“. Mit dem Jugendtreffen in Polička war der Grundstein für einen zukunftsfähigen deutsch-tschechischen Jugendaustausch gelegt. Ein Jahr später, also 1997, als die Deutsch-tschechische Erklärung unterzeichnet wurde, fand auch die Eröffnung der Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem in Regensburg und Pilsen statt.
Das war vor 20 Jahren. Seither haben die deutsch-tschechischen Beziehungen auf der jugendpolitischen Ebene eine Entwicklung genommen, wie sie zwei Jahrzehnte zuvor wohl nicht absehbar gewesen war. In den Anfangsjahren galt es in erster Linie, die Strukturen für den Jugend- und Schüler/-innenausaustausch aufzubauen. Es wurden Netzwerke gesponnen, in Seminaren haben sich die Protagonisten der Zusammenarbeit kennen gelernt, es wurden Materialien für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch entwickelt. Eine Ausweitung der klassischen Zielgruppen erfolgte 2000 mit dem Startschuss für das Programm „A je to! Auf geht´s!“, heute „Freiwillige Berufliche Praktika“, für Berufsschüler/-innen, Auszubildende, Berufsanfänger/-innen und junge Arbeitnehmer/-innen im Alter ab 16 Jahren. Im Rahmen eines beruflichen Praktikums im Nachbarland können sie nicht nur Land und Leute kennenlernen, sondern ihre fachlichen Kompetenzen erweitern, sich weiterqualifizieren, sowie ihre Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt steigern. Seither leisteten mehr als 5.500 junge Deutsche und Tschech/-innen insgesamt weit mehr als 14.000 Wochen Praktika im Nachbarland. Zusammengerechnet sind das 287 Jahre!
Im Jahr 2006, also sechs Jahre später, öffneten die beiden Tandem-Büros den Austausch für eine weitere Zielgruppe: nämlich für Kinder im Vorschulalter. Von klein auf sollten sie die Möglichkeit bekommen, deutsch-tschechische Freundschaften zu schließen. Inzwischen koordinieren Tandem-Mitarbeiter/-innen das vierte Vorschulprojekt mit dem Titel „Nachbarwelten – Sousední světy“.
Meilensteine im deutsch-tschechischen Jugendaustausch sind auch die thematischen Schwerpunktsetzungen. Während man sich 2014-2015 unter dem Motto „YOLO – mach was draus!“ dem Thema „Gesundes Aufwachsen“ deutsch-tschechisch näherte, liegt der Fokus in den Jahren 2017-2019 auf dem Thema „Transnationale Erinnerungsarbeit/politische Bildung". „Gemeinsam erinnern für eine gemeinsame Zukunft!“ ist der Schwerpunkt überschrieben. Das rege Interesse an der Auftaktveranstaltung vom 2. bis 4. Februar 2017 in Berlin ist ein deutliches Zeichen dafür, dass hier ein großes Potential für grenzüberschreitende Zusammenarbeit liegt.
Auf ihre 20-jährige Erfolgsgeschichte stoßen die beiden Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem zusammen mit Auftraggebern, Geldgebern, Kooperationspartnern und Freunden bei einem Festakt in Berlin (28.04.2017) an.
Tandem unterstützt Jugendleiter/-innen und Lehrkräfte bei Aktivitäten des Jugend- und Schüleraustauschs zwischen Deutschland und Tschechien. Tandem arbeitet bundesweit und grenzüberschreitend und unterhält Büros in Regensburg und Pilsen.
Tandem Regensburg wird finanziert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes, des Jugendprogramms der Bayerischen Staatsregierung und des Freistaats Sachsen.