YOLO – Das haben wir draus gemacht!
Auf Grundlage eines 2013 getroffenen Beschlusses des Deutsch-Tschechischen Jugendrats beschäftigten sich die Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem zwei Jahre lang mit dem Thema „Gesundes Aufwachsen“ in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Bilanz zogen die beiden Büros bei der Abschlussveranstaltung am 22.01.2016 in der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Prag.
Modelhafte deutsch-tschechische Kooperation
Gleich zu Beginn relativierte Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR), den Charakter der Abschlussveranstaltung: „Auch wenn der Schwerpunkt abgeschlossen wird, knüpft Tandem weiterhin an das Thema ‚Gesundes Aufwachsen‘ an.“ Das spiegele sich zum Beispiel wider in der Befassung mit dem Thema grenzübergreifende Drogenprävention. Michal Urban, Direktor der Jugendabteilung am tschechischen Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport und Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Jugendrates, begrüßte die thematische Schwerpunktsetzung. Diese habe die deutsch-tschechische Kooperation, die er als modelhaft bezeichnete, um ein Thema bereichert, das für die Tschechische Republik große Bedeutung besitze. Gesundheitsbezogene Zahlen bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Übergewicht sowie Tabak- und Alkoholkonsum erscheinen im europäischen Vergleich problematisch. Dorothee Jäckering, Vertreterin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zog eine positive Bilanz der veränderten Gestaltung der deutsch-tschechischen Kooperation.
Neue Methoden in neuen Formaten
Wie genau der Themenschwerpunkt bei Tandem umgesetzt wurde, stellte Ulrike Fügl, pädagogische Mitarbeiterin Tandem Regensburg, mit der Präsentation „YOLO – Das haben wir draus gemacht“ dar. Um den Jugendratsbeschluss umzusetzen, galt es für Tandem zunächst „neue Methoden in neuen Formaten“ zu finden. Den Startschuss gab die Trägerkonferenz „Alles gut – všechno dobrý!?“ im September 2013 in Nürnberg, mit der die gesellschaftliche Relevanz und das Interesse am Thema seitens der Träger der Jugendarbeit sondiert werden konnte. Insgesamt fand die fachliche und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Gesundes Aufwachsen“, das nicht nur Fragen der Ernährung und Bewegung, sondern auch psychischen und sozialen Aspekten des gesunden Aufwachsens Raum ließ, in zwei zielgruppenübergreifenden deutsch-tschechischen Fachforen, vier deutsch-tschechischen Arbeitsgruppentreffen mit Expert/-innen und Fachleuten aus dem Gesundheitsbereich sowie einem Schulungsseminar zur thematischen Sprachanimation statt. Neben dem breiten Austausch und der Vernetzung, die bei den Fachforen im Vordergrund stand, verweisen auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppe auf den Erfolg der Schwerpunktsetzung.
Vielversprechende Kontakte sind entstanden
Insgesamt wurde die inhaltliche Orientierung im deutsch-tschechischen Jugendaustausch positiv bewertet, zumal sich verschiedene neue transnationale und zielgruppenübergreifende Kooperationsmöglichkeiten eröffnet haben. Besonders vielversprechend sind die Kontakte zwischen Vertreter/-innen des Landesprogramms „Gute gesunde Schule Bayern“ und des Programms „Škola podporující zdraví“ (Gesundheitsfördernde Schule) wie auch die Planungen in Bezug auf eine mögliche grenzübergreifende Ausweitung des Programms „Gut drauf“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Kooperation mit Tandem.
Für die Jugendarbeit lieferte der Schwerpunkt nicht nur inhaltliche Impulse. Im Rahmen der Schwerpunktsetzung konnte Tandem 2014 und 2015 jeweils 100.000 Euro aus den „Sondermitteln Tschechische Republik“ des Kinder- und Jugendplans des Bundes zu verbesserten Förderbedingungen zur Verfügung stellen. Mehrere deutsch-tschechische Jugendbegegnungen sowie Fachkräftemaßnahmen, die Themen des „Gesunden Aufwachsens“ in den Mittelpunkt stellten, konnten davon profitieren. Unter ihnen das deutsch-tschechische Mediencamp der Jugendbildungsstätte Waldmünchen in Kooperation mit Knoflík – Verein für außerschulische Jugendbildung (Pilsen), welches von Tobias Späth, stellvertretender Leiter der Jugendbildungsstätte Waldmünchen, bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt wurde. Späth begrüßte die thematische Orientierung und die damit verbundenen Förderkonditionen.
Ein weiterer Bericht aus der Praxis demonstrierte die Bedeutung der Vernetzung für die deutsch-tschechische Kooperation. Jana Kosíková berichtete von dem bilateralen Praktikant/-innenaustausch zwischen der Fachschule für Gesundheit in Znojmo und dem Berufsbildungszentrum Gesundheit in Ingolstadt. Der Kontakt dazu wurde auf dem ersten Fachforum zum Themenschwerpunkt im März 2014 in Berlin geknüpft.
Neues Schwerpunktthema von Tandem
Abgeschlossen wurde die Veranstaltung von Jan Lontschar, Leiter Tandem Pilsen, und Thomas Rudner, Leiter Tandem Regensburg, die einen Ausblick auf den geplanten neuen Schwerpunkt lieferten. Dieser wird sich um Themen der transnationalen Erinnerungsarbeit und politischen Bildung drehen. 2016 werde vor allem unter dem Zeichen der konzeptionellen Arbeit stehen, somit werden auch die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der ersten Schwerpunktsetzung berücksichtig werden können.
In seinem Schlusssatz betonte Thomas Rudner die wichtige Rolle der deutsch-tschechischen Kooperation auf der Ebene der Jugendarbeit für die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern, denn dort ließen sich abseits der diplomatischen Bühne auch Themen wie Flucht und Asyl grenzübergreifend in unaufgeregter Weise behandeln.