Tandem-News
Beeindruckende Begegnungen
Zu einer Inforeise vom 23. bis 28. April 2012 nach Flossenbürg, Theresienstadt, Lidice und Prag lud das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem Regensburg gemeinsam mit dem Institut für Jugendarbeit in Gauting ein. Ziel war es, Fachkräften aus der Jugendarbeit Zugänge und Konzepte zur grenzüberschreitenden Thematisierung von Erinnerungsarbeit mit Jugendgruppen zu bieten. Begleitet wurde die Gruppe von Ernst Grube, einem Zeitzeugen, der das Ghetto in Theresienstadt überlebt hat, sowie von Dr.Bernhard Schoßig, Historiker an der LMU München.
Nach der Zusammenkunft der Teilnehmer/-innen bei Tandem Regensburg war die erste Station der Exkursion das Colosseum in Regensburg, ein ehemaliges Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen Räumung am 23.4.1945 sich just zum Tag des Besuchs zum 67. Mal jährte. Weiter ging es nach Flossenbürg. In der dortigen Gedenkstätte Flossenbürg wurde die Gruppe in beiden Ausstellungen und bei einem Rundgang über das Gelände intensiv über die Entwicklung informiert. Ernst Grube ergänzte am ersten Abend mit einem Vortrag über seine Exkursion ins Baltikum. Am zweiten Tag wurde die Inforeise in Theresienstadt fortgesetzt, wo eine Diskussion des pädagogischen Konzepts der Gedenkstätte auf dem Programm stand. Die Ausführungen des pädagogischen Leiters des Pamatník Terezín wurden durch die Berichte von Ernst Grube über seine Zeit als Häftling in Theresienstadt auf anschauliche Weise unterstützt. Die Besichtigung von großer und kleiner Festung war Schwerpunkt der geführten Rundgänge.
Nächste Station war die Gedenkstätte Lidice, die auf den Ruinen der gleichnamigen Ortschaft, die von den Nazis als Vergeltungsmaßnahme für den Anschlag auf den stv. Reichsprotektor Reinhard Heydrich dem Erdboden gleichgemacht wurde. Interessant für die Teilnehmer/-innen waren die konzeptionellen Überlegungen, wie der Hunderte von Opfern an diesem Ort gedacht wird. Die Ansätze in der Ausstellung, in den gezeigten Filmen wurden intensiv diskutiert.
In Prag wurden die Stätten jüdischen Lebens besichtigt. Eine Zeitzeugin schilderte eindrucksvoll die Motive der Nazis für den Erhalt der Prager Synagogen und berichtete von den tragischen Verlusten, welche die jüdischen Bürger/-innen in Prag und in anderen Orten der früheren Tschechoslowakei durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik erlitten. Der Rundgang wurde begleitet von Mila Rothová, einer im deutsch-tschechischen Jugendaustausch seit Jahrzehnten aktiven Prager Kollegin.
Besichtigungen des früheren Gestapo-Gefängnisses und der Kirche St.Cyrill und Method, in der sich die Fallschirmspringer versteckt hatten, die den Anschlag auf Heydrich verübt hatten, beschlossen das Besuchsprogramm.
Die Teilnehmer/-innen waren sich einig, dass sie vielfältige Anregungen erhalten haben, die sie in ihrer eigenen Arbeit und selbstverständlich auch für thematisch auf Erinnerungsarbeit gerichtete deutsch-tschechische Begegnungen nutzen werden. Es wurde angeregt, dieses oder ein ähnliches Programm von seiten Tandems und des Instituts für Jugendarbeit zu wiederholen.