G wie Geschichte
Von den Anfängen bis zur Herrschaft der Habsburger
• 5. – 6. Jh.
Während der Völkerwanderung kommen slawische Stämme in das heutige Gebiet Tschechiens. In diesem Zeitraum – als die germanischen Stämme in das heutige Bayern weggezogen sind – gibt es noch vereinzelte Keltensiedlungen. Die Slawen übernehmen von diesen zahlreiche geografische Namen (Fluss- und Ortsbezeichnungen wie z. B. die Moldau / Vltava, die Elbe / Labe, der Böhmerwald / Šumava).
• 864
Ankunft der Slawenapostel Cyrill und Method in Mähren (slawische Liturgie)
• Ende 9. Jh.
Nach dem Zusammenbruch des „Großmährischen Reiches“ (830 – 895) nimmt das Geschlecht der Přemysliden die Vorherrschaft ein. Die Tschechen treten zum ersten Mal als gemeinsames Volk in Erscheinung.
• 921 – 929/935
Am Beginn dieser Entwicklung steht Fürst Wenzel I. (Václav I.), der die Verbreitung des Christentums im Land unterstützt. Als Landespatron besitzt er noch heute große Symbolkraft.
• 1085
Der Přemyslide Vratislav II. wird erster König von Böhmen.
• 1212
Die Länder der böhmischen Krone werden zum Königreich innerhalb des Heiligen Römischen Reiches erhoben.
• 1252
Der Přemyslide Otokar II. wird Herzog von Österreich, das Königreich Böhmen erreicht seine größte Ausdehnung; neben Böhmen und Mähren gehören dazu die Herzogtümer Österreich, Kärnten und Steiermark.
• 1355
Der böhmische König Karl IV. (Karel IV.) wird zum Kaiser gekrönt; er macht Prag zu seiner Residenzstadt, gründet die berühmte Karls-Universität (1348) und lässt den Grundstein zur Karlsbrücke legen (1357).
• 1415
Jan Hus wird nach dem Konstanzer Konzil verbrannt, sein Wirken fördert eine Erneuerung der katholischen Kirche und beeinflusst spätere reformatorische Bestrebungen wie z. B. die Martin Luthers.
• 1419 – 1434
Hussitenkriege, religiöse Konflikte zwischen den kirchenreformerischen Hussiten, dem römisch-deutschen Kaiser und der römisch-katholischen Kirche
• 1526
Der Habsburger Ferdinand I. wird König von Böhmen. Bis 1918 bleibt Böhmen habsburgisches Gebiet.
Herrschaft der Habsburger
• 23. Mai 1618
Böhmische Protestanten stoßen zwei kaiserliche Statthalter (als Repräsentanten der prokatholischen Politik der Habsburger) aus den Fenstern der Prager Burg. Mit dem Prager Fenstersturz beginnt der Dreißigjährige Krieg.
• 1620
Schlacht am Weißen Berg bei Prag, die Protestanten unterliegen. Die tschechische Geschichtsschreibung sieht die mittelalterliche Epoche, in der die Grundlagen für die Staatlichkeit und die geistigen Fundamente Tschechiens gelegt werden, dadurch vernichtet.
• 1740 – 1780
Herrschaft von Kaiserin Maria Theresia, ab 1765 steht neben ihr ihr Sohn Joseph II.; ihre Herrschaft bringt im Zeichen des aufgeklärten Absolutismus wichtige modernisierende Reformen mit sich. Die deutsche Sprache wird als Amtssprache festgelegt, in Böhmen wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
Die Erste Tschechoslowakische Republik (1918 – 1938)
• 28. Oktober 1918
Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Tschechoslowakei gegründet, der erste Staatspräsident wird Tomáš Garrigue Masaryk (1850 – 1937). Die deutsche Sprache verliert ihre dominante Position; die erste Amtssprache wird Tschechisch.
• bis 1938
Das Land ist ein modernes Gemeinwesen, das anders als viele seiner Nachbarn selbst während der Wirtschaftskrise eine parlamentarische Demokratie bleibt und den ethnischen Minderheiten besondere Rechte einräumt.
• 29. September 1938
Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier unterzeichnen das Münchner Abkommen; das westliche Gebiet der Tschechoslowakei – das Sudetenland – wird an das Deutsche Reich angeschlossen.
Protektorat Böhmen und Mähren
• März 1939
Die sogenannte „Rest-Tschechei“ wird von den Nationalsozialisten besetzt und zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt. Die Slowakei wird faktisch ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches.
• Juni 1942
Attentat auf den Reichsprotektor Reinhard Heydrich; als Rache werden 1.357 Menschen ermordet und die Orte Lidice und Ležáky komplett ausgelöscht. Die Terrorwelle geht als Heydrichiáda (Heydrichiade) ins tschechische Gedächtnis ein.
• 05. Mai 1945
Prager Aufstand gegen die deutsche Besatzung
• 08. Mai 1945
Ende des Zweiten Weltkrieges
• 09. Mai 1945
Sowjetische Truppen marschieren in Prag ein. Die nach dem Präsidenten Edvard Beneš benannten Beneš-Dekrete regeln neben Verwaltungsangelegenheiten auch die Vermögensenteignung und Vertreibung der deutschen Bevölkerung. 2,9 Millionen Personen werden bis 1947 ausgesiedelt.
Kommunistische Herrschaft
• Mai 1946
Die Kommunistische Partei (KSČ) unter dem moskautreuen Klement Gottwald geht als Siegerin in den Parlamentswahlen hervor.
• Februar 1948
Vollständige Machtübernahme durch die Kommunisten, Industrie und Handel werden verstaatlicht, die Landwirtschaft kollektiviert und Repressalien gegen politische Gegner/-innen verstärkt.
• Anfang 1968
Alexander Dubček ist Vorsitzender der KSČ; die Tschechoslowakei beginnt sich aus dem Machtbereich der Sowjetunion zu lösen.
• 21. August 1968
Der sogenannte „Prager Frühling“ (Pražské jaro), Einmarsch der Warschauer- Pakt-Truppen; es folgt die Phase der erneuten Festigung des kommunistischen Regimes. Viele Intellektuelle verlassen das Land.
• seit 1974
Im Palais Lobkowicz auf der Prager Kleinseite, einem Barockbau aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich die Deutsche Botschaft.
• Januar 1977
Mit „Charta 77“ kommt eine Dissidentenbewegung auf, die sich als Vertretung des gesellschaftlichen Dissenses versteht. Einer der Mitbegründer ist Václav Havel, erster demokratischer Staatspräsident der Tschechoslowakei nach 1989.
Entwicklungen nach 1989
• 17. November 1989
Samtene Revolution (Sametová revoluce) und Ende der kommunistischen Herrschaft; Zerfall des Kommunismus in Polen und Ungarn, vor allem aber die Wende in der DDR lösen Demonstrationen in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) aus.
• September 1989
Tausende DDR-Bürger suchen Zuflucht auf dem deutschen Botschaftsgelände in Prag; der damalige Außenminister Genscher verkündet, dass ihre Ausreise in die Bundesrepublik möglich sei.
• Juni 1990
Erste freie Wahlen zum Parlament der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik (ČSFR)
• 27. Februar 1992
Vertrag über gute Nachbarschaft; eine der wichtigsten Grundlagen im Rahmen der bilateralen Beziehung zwischen Deutschland und Tschechien
• 31. Dezember 1992
Aufgrund von politischen Differenzen und Interessenskonflikten beschließt das Parlament eine Auflösung der ČSFR, die Tschechische und die Slowakische Republik bilden zwei unabhängige Staaten.
• Juni 1993
Beitritt der Tschechischen Republik zum Europarat
• 21. Januar 1997
Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung; Gründung des Deutsch- Tschechischen Gesprächsforums (seit 2001 gehört dazu auch das Deutsch-tschechische Jugendforum) und des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds
• März 1999
Beitritt der Tschechischen Republik zur NATO (gemeinsam mit Polen und Ungarn)
• 01. Mai 2004
Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU)
• Dezember 2007
Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik entfallen.
• 18. Juni 2012
Der Freistaat Sachsen eröffnet sein Verbindungsbüro in Prag.
• 04. Dezember 2014
In Prag wird die Repräsentanz des Freistaats Bayern im Palais Chotek eröffnet.