25 Jahre deutsch-tschechischer Jugendaustausch
Wie hat sich der deutsch-tschechische Jugendaustausch entwickelt und welche Themen werden künftig eine wichtige Rolle spielen? Um diese und weitere Fragen ging es am 14. Dezember 2022 bei einer Podiumsdiskussion in Berlin.
Die Koordinierungszentren Tandem hatten gemeinsam mit dem Deutschen Bundesjugendring (DBJR) und der Botschaft der Tschechischen Republik Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendarbeit und Politik eingeladen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung bildete zugleich den Abschluss des 25-jährigen Jubiläums von Tandem, das die Koordinierungszentren 2022 feierten.
Tomáš Kafka, Botschafter der Tschechischen Republik in Berlin, und Jochen Rummenhöller, Leiter des Referats für europäische und internationale Jugendpolitik beim DBJR, erinnerten an die Anfänge beim ersten deutsch-tschechischen Jugendtreffen 1996 in Polička. Dort hatten die damalige Bundesfamilienministerin Claudia Nolte und der tschechische Minister für Schulwesen, Jugend und Sport, Ivan Pilip, eine Absichtserklärung über die Errichtung von Koordinierungsstellen für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch unterzeichnet. Botschafter Kafka lobte die Entscheidung der damaligen Präsidenten Václav Havel und Roman Herzog, auch gegen innenpolitische Widerstände die Zusammenarbeit der beiden Nachbarländer im Jugendbereich zu stärken. „Dadurch haben die jungen Menschen die Chance bekommen, die Beziehungen weiter zu pflegen.“ Lucie Tarabová, Leiterin von Tandem in Tschechien, betonte, dass beide Länder schon große Erfolge in der Vergangenheitsbewältigung erzielt hätten. „Wir haben aber noch viele Themen, die wir gemeinsam angehen können.“
Kathrin Freier-Maldoner, Leiterin von Tandem in Deutschland, sieht die Aufgabe der Koordinierungszentren darin, Menschen aus beiden Ländern zu erreichen und in den Austausch zu bringen – vom Vorschulbereich, über das Außerschulische bis zu den Schulen und Berufsschulen. „Wir unterstützen dabei, dass junge Menschen aus den Nachbarländern in Kontakt kommen, dass sie sich kennenlernen, sich begegnen und sich gemeinsam den Herausforderungen unserer Zeit stellen.“
Nach Wünschen zum 25. Tandem-Geburtstag gefragt, sagte Lucie Tarabová, sie wünsche sich, „dass Tandem mit der Zeit geht, dass wir jungen Menschen Themen anbieten können, die sie interessieren und sie motivieren können, ins Nachbarland zu gehen und es kennenzulernen“. Auch eine ausreichende Finanzierung der Koordinierungszentren sei wichtig, um die geplanten Projekte umsetzen zu können. Das wichtigste Anliegen für Kathrin Freier-Maldoner ist es, „dass jeder junge Mensch eine internationale Austauscherfahrung machen kann. Bezogen auf Tandem bedeutet das, Wege ins Nachbarland Tschechien zu ermöglichen“.
In einem zweiten Panel richteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Blick auf das gerade zu Ende gegangene Europäische Jahr der Jugend und die EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens. Aleš Sedláček, Vorsitzender des Tschechischen Kinder- und Jugendrates, berichtete von der EU-Jugendkonferenz in Prag. Wichtige Themen dort seien Inklusion, mentale Gesundheit, Nachhaltigkeit und politische Bildung gewesen. Raoul Taschinski, stellvertretender Vorsitzender des DBJR, lobte die inhaltlich sehr guten Diskussionen auf der Konferenz. „Die Themen junger Menschen sollten aber immer präsent sein und nicht nur für das eine Jahr.“ Auch, wenn das Europäische Jahr der Jugend nun vorbei sei, dürfe man daher nicht nachlassen, diese Themen voranzubringen. Für Kateřina Louženská, Freiwillige des Europäischen Solidaritätskorps bei Tandem, ist das Auslandsjahr eine gute Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und den eigenen Horizont zu erweitern. Aleš Sedláček freute sich, dass durch Austauschprojekte auch Vorurteile abgebaut werden könnten, die es in beiden Ländern teils immer noch gebe.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Sophie Goravanchi und Ferdinand Hauser, Mitglied bzw. ehemaliges Mitglied des Deutsch-Tschechischen Jugendforums. Als Erinnerung überreichte Jochen Rummenhöller ein Original-T-Shirt des ersten deutsch-tschechischen Jugendtreffens in Polička und ein Original-Plakat des zweiten deutsch-tschechischen Jugendtreffens mit Unterschriften der rund 240 Teilnehmer als Zeitdokumente an Kathrin Freier-Maldoner und Lucie Tarabová. Beim anschließenden Empfang in der Tschechischen Botschaft konnten die Teilnehmer:innen und Gäste ihre Gespräche fortsetzen.