Kinderleicht Tschechisch lernen: Europaministerin Huml besucht bayerisch-tschechischen Kindergartenaustausch an der Grenze
Wörter, die nur aus Konsonanten bestehen, sieben grammatikalische Fälle, unbekannte Schriftzeichen und Aussprache – viele Menschen haben Respekt vor der tschechischen Sprache. Doch nicht die Vorschulkinder im Kinderhaus St. Joh. Nepomuk Ränkam in Furth im Wald im Landkreis Cham. „Tschechisch ist doch kinderleicht“, sagt die kleine Sophia. Die Fünfjährige lernt die Nachbarsprache beim Programm „Von klein auf – Odmalička“ spielerisch kennen. TANDEM - Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch fördert damit Begegnungen von Kindergartenkindern an der Grenze zwischen Bayern und Tschechien. Bei dem Programm besuchen sich Vorschulkinder aus jeweils zwei Kindergärten mehrmals pro Halbjahr gegenseitig.
Die Fünf- bis Sechsjährigen spielen miteinander, machen Ausflüge und nehmen an Sprachanimationen teil, einer spielerischen Methode zur Anregung der Kommunikation, bei der sie unter anderem reimen und Lieder in beiden Sprachen singen. Die Pädagogische Mitarbeiterin Natalie Käser von TANDEM betont: „Es ist erstaunlich, wie vorurteilsfrei und unkompliziert Kinder aus zwei verschiedenen Ländern miteinander umgehen. Wir wollen das verstärken, für die Zukunft bewahren und somit das bessere Verständnis zum Nachbarn fördern.“
Melanie Huml, Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, war am Freitag, den 23. Juni, bei der Begegnung des Ränkamer Kindergartens mit der tschechischen Partnereinrichtung aus Merklín vor Ort. Sie sagt: „Ich bin begeistert, wie die Kinder von klein auf das Nachbarland kennenlernen, positive Erfahrungen sammeln und Freundschaften über die Grenze hinweg knüpfen. Je früher Kinder die Sprache des anderen ein wenig lernen und verstehen, entfaltet sich für sie ein neuer Horizont und so können gute Freundschaften entstehen. Tschechien ist für Bayern einer der wichtigsten Partner. Wir arbeiten in ganz vielen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie im kulturellen Bereich und der internationalen Jugendarbeit eng zusammen und wollen das in Zukunft weiter ausbauen. Dafür sind ein gutes Verständnis von Kultur und Gesellschaft sowie Sprachkenntnisse des Nachbarlandes essenziell – besonders in der Grenzregion. Wir setzen hier schon bei den Jüngsten an.“
Der frühkindliche Spracherwerb eröffnet Kindern auf beiden Seiten der Grenze im späteren Leben umfassende Chancen. So können sie später leicht an einem Schul- oder Jugendaustausch teilnehmen, ein Praktikum im Nachbarland absolvieren oder direkt dort leben und arbeiten. Die Partnerschaft zwischen dem Kinderhaus St. Joh. Nepomuk Ränkam und dem Kindergarten Merklín besteht seit 2018. Highlights der bisherigen Begegnungen waren etwa ein Besuch im Wildpark sowie gemeinsames Trommeln. Doch am
interessantesten sind für die Kinder die Unterschiede im Alltag, sagt Kindergartenleiterin Marion Otzelberger aus Furth im Wald: „Das andersartige Angebot an Spielsachen finden die Kleinen besonders spannend.“
Der Freistaat fördert das TANDEM-Programm „Von klein auf – Odmalička“ mit 10.000 Euro jährlich. Seit Juli 2022 hat die von der bayerischen Staatsregierung gegründete Stiftung Jugendaustausch Bayern die Mittel verdoppelt. Damit finanziert sie Maßnahmen zur Wiederbelebung des Austauschs, der vielerorts durch die Corona-Pandemie zum Erliegen gekommen war, sowie Beratung, Kontaktvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. In Zukunft möchte die Stiftung gemeinsam mit Partnern wie TANDEM und den Euregios in Bayern und Tschechien mit einem neuen bayerisch-tschechischen Sprachanimationsprojekt das Angebot für Kindergartenkinder in der Grenzregion weiter ausbauen und auf Grundschulen ausweiten. Dann bekommen noch mehr Kinder die Möglichkeit, in die Kultur ihrer Nachbarn einzutauchen.