Kuppelsaal der Deutschen BotschaftDeutsch-tschechisches Ausbildungspraktikum feiert 20-jähriges Jubiläum


Die Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem führen seit 20 Jahren erfolgreich Auslandspraktika für Auszubildende in den beiden Nachbarländern durch. Das Programm feierte nun an der Deutschen Botschaft in Prag unter Schirmherrschaft des neuen Botschafters Andreas Künne sein rundes Jubiläum.

 

Die Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem bieten seit 2000 ein Programm an, das junge Auszubildende aus Tschechien und Deutschland zusammenbringt. Damit erreicht Tandem eine Zielgruppe, die vergleichsweise selten an internationalen Jugendbegegnungen teilnimmt. Und das mit Erfolg: So kommen im Bereich der beruflichen Bildung über Erasmus+ beispielsweise rund ein Drittel aller Entsendungen nach Tschechien von Tandem.

 

Festakt an der Deutschen Botschaft

Tandem feierte am 23. September 2021 sein 20-jähriges Jubiläum im Kuppelsaal der Deutschen Botschaft in Prag. „Das feierliche Treffen sollte eigentlich letztes Jahr stattfinden, aber aufgrund der Pandemie mussten wir es verschieben", erklärte Lucie Tarabová, Leiterin des Tandem-Büros in Pilsen. Kathrin Freier-Maldoner, Leiterin des Tandem-Büros in Regensburg ergänzte: „Das ist für uns ein ganz besonderes Jubiläum dieses einzigartigen Programms. Gerade in dieser Zeit ist die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben hervorzuheben. Es ist wichtig, auf Grundlage der bestehenden Regelungennach neuen Wegen zu suchen, um deutsch-tschechische Begegnungen von Auszubildenden auch weiterhin zu eröffnen."

18.000 Wochen PraktikumKathrin Freier-Maldoner spricht

Tandem ermöglichte mehr als 6.500 Auszubildenden ein Auslandspraktikum seit Bestehen des Programms „Freiwillige Berufliche Praktika“. Die Auszubildenden durchliefen fast 18.000 Wochen Praktikum, was 340 Jahren entspricht. Während dieser Zeit meldete das Programm eine Förderung von 4,5 Millionen Euro an. Die Mittel für das Programm und die Koordinierung des Programms stammen vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, von der Europäischen Union („Erasmus+“), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, von den Freistaaten Bayern und Sachsen sowie vom Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik. Meistens nehmen Schülerinnen und Schüler aus den Bereichen Gastronomie, Bau, Landwirtschaft, dem kaufmännischen Bereich oder der Pflege an dem Auslandspraktikum teil, aber es gibt auch Erzieherinnen und Erzieher, Köchinnen und Köche sowie Teilnehmende aus Elektroberufen.

Gut integriert im Betrieb vor Ort

„Das Programm möchte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, neue Berufserfahrungen zu sammeln, sich persönlich weiterzuentwickeln sowie die Kultur und Lebensweise im Nachbarland kennenzulernen", betonte die Programmkoordinatorin Jarmila Půbalová. „Uns ist wichtig, dass die Auszubildenden in die Arbeitsprozesse vor Ort aber auch in die Betriebe gut integriert werden. Sie sammeln Erfahrungen direkt in den Berufen, in denen sie auch ausgebildet werden", versicherte sie. Ihr Kollege Marius Meier ergänzte: „Wir sind stolz auf jeden jungen Menschen, der sich entscheidet, aus einer vertrauten Umgebung herauszutreten und seinen Horizont auf der anderen Seite der Grenze zu erweitern. Oft kehren die Teilnehmenden beruflich und in der Persönlichkeit bereichert zurück."

Marius Meier spricht in der Deutschen Botschaft in PragTandem: Treibende Kraft des deutsch-tschechischen Austauschs

Berthold Hübers von der Nationalen Agentur in Deutschland, die das Erasmus+ Programm umsetzt, brachte die Bedeutung Tandems in seiner Videobotschaft auf den Punkt: In den zwanzig Jahren seit Bestehen des Programms ist Tandem zur treibenden Kraft des deutsch-tschechischen Austauschs geworden. Es konnten viele Organisationen und Schulen für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit gewonnen und begeistert werden. Im Rahmen der Erasmus+-Mobilität macht der Anteil der Schüler:innen, die über Tandem aus Deutschland in die Tschechische Republik entsandt werden, ein Drittel der Gesamtzahl aus. Sie haben Auszubildende aus allen Bundesländern erreicht. Vielen Dank für Ihr Engagement!". Auch Dr. Hans-Peter Hinrichsen von der Deutschen Botschaft, Michal Černý vom Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik und Uwe Finke-Timpe vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Tomáš Jelínek und die Leiterin der Abteilung Berufsbildung der Nationalen Agentur Erasmus+ in Tschechien, Helena Slivková, sprachen ebenfalls Grußworte bei der Veranstaltung. Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings und Dita Hommerová von der Westböhmischen Universität drückten ebenfalls ihre Anerkennung aus. Eine Liveschaltung zu einer Gruppe tschechischer Schüler der Berufsoberschule für Forstwirtschaft und Maschinenbau in Šternberk, welche aktuell in Bayern die Arbeit im Forst kennenlernen, bewies beeindruckend, mit welchem Engagement und mit welcher Motivation die jungen Auszubildenden dabei sind.

Virtuelles Praktikum erfolgreich

Aufgrund der Corona-Pandemie hat Tandem in diesem Jahr begonnen, auch Online-Praktika zu fördern. „Man könnte meinen, dass sich die Wörter Praktikum und Online widersprechen, aber wir haben gegenteilige Erfahrungen gemacht", sagte Marius Meier von Tandem Regensburg. Tandem unterstützte zum Beispiel die Partnerschaft zwischen den Design-Berufsschulen aus Selb und dem tschechischen Prostějov. In mehreren Online-Begegnungen lernten die zwanzig Berufsschülerinnen und -schüler sich und die Nachbarsprache mit Hilfe der Sprachanimation ein wenig besser kennen. Sie setzten sich ein gemeinsames Fotografie-Thema, zeigten sich ihre Aufnahmen und diskutierten aktiv miteinander. Die entstandenen Bilder wurden an der Botschaft während des Festakts ausgestellt. Das Online-Praktikum bestätigte, dass auch trotz der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie „Auslandspraktika“ nicht zum Erliegen kommen müssen.

 

Freiwilliges Berufliches Praktikum„So gelungen und erfolgreich das virtuelle Praktikum auch war, wir alle glauben, dass zukünftig die Auslandspraktika wieder überwiegend live stattfinden werden. Während des deutsch-tschechischen Austauschs haben die Schülerinnen und Schüler die einmalige Gelegenheit gehabt, ihre Komfortzone zu verlassen und einen anderen Teil der Welt kennenzulernen. Es ist wichtig, sich eine eigene Meinung über Dinge bilden zu können sowie das Prinzip der Vielfalt zu verstehen und zu erleben", erklärte Kamila Kmentová, Lehrerin an der Schule für Design und Mode in Prostějov. „Jeder, der einmal versucht hat, grenzüberschreitende Berufspraktika zu organisieren, weiß genau, wovon ich spreche.“

 

Der offizielle Teil des Treffens mit allen Reden wurde von den Organisatoren online gestreamt und die gesamte Veranstaltung wurde simultan gedolmetscht.