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Sprache / Sprachanimation
Kuchyň , káva, krokodýl – erste Versuche im Tschechischen │ Sprachanimation für den Schüleraustausch an der Staatlichen Wirtschaftsschule in Landshut
Die Staatliche Wirtschaftsschule in Landshut will keine exotischen Trends setzen; vielmehr wollen die Schüler/-innen und Lehrkräfte das Nachbarland kennen lernen. Als Vorbereitung für den deutsch-tschechischen Schüleraustausch lud die Schule Tandem-Sprachanimateurin Michaela Vaňková ein – und war begeistert. In folgendem Beitrag von Achim Reinhart, Lehrer an der Staatlichen Wirtschaftsschule in Landshut, lesen Sie, dass ein Nachmittag völlig ausreicht, um Schüler/-innen Lust auf Tschechien, Tschechisch und den Schüleraustausch zu machen:
Schüleraustausch mit USA, Australien oder China? Unsere Austauschschule ist nah, nur rund 300 Kilometer entfernt, und dennoch ist Tschechien immer noch vielen Deutschen so fremd, als läge es auf einem fernen Kontinent. Die sprichwörtlichen „böhmischen Dörfer“ eben! Das mag viel mit alten Vorurteilen aus der Zeit des Eisernen Vorhangs zu tun haben – aber sicher auch mit der Sprache, welche den meisten Deutschen ein Buch mit sieben Siegeln zu sein scheint.
Wir wollen keinen exotischen Trend-Austausch, sondern wir wollen unseren Nachbarn kennen lernen. Seit letztem Jahr unterhalten wir einen Schüleraustausch mit der Obchodní škola Tábor, einer Schulart, die der unseren, einer Wirtschaftsschule, ähnelt. Im März 2015 waren 15 Landshuter Schüler/-innen zu Gast bei den tschechischen Austauschfamilien. Im Oktober fand der Gegenbesuch statt. Heuer, und zwar noch im April, fahren wir wieder mit 15 Neuntklässler/-innen nach Tábor. Untergebracht werden die Schüler/-innen bei den tschechischen Familien in und um Tábor, genau wie die Tschechen im Gegenzug zu Gast bei den deutschen Gastfamilien sein werden. Auf dem Programm stehen der Besuch des ganz normalen Unterrichts und Ausflüge.
Ein paar Sätze Tschechisch können nicht schaden
Zwar spricht alle Welt Englisch, doch einige Sätze Tschechisch sind sicher hilfreich, wenn man zu Gast in Böhmen ist. Sprachanimateurin Michaela Vaňková vom Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem in Regensburg führt die Schüler/-innen unserer Schule in die Sprache des Nachbarlandes ein. Leider gleicht unsere Schule wegen Umbauarbeiten eher einer Bahnhofsunterführung, als Frau Vaňková mit ihren vollgepackten Materialtaschen unser Schulhaus betritt. Schlagbohrmaschine und Kreissägegekreische sind nicht gerade der ideale Hintergrundsound für eine Sprachanimation. „Dann müssen wir halt alle etwas lauter sprechen!“, meint Frau Vaňková lakonisch. Mit ihrer sympathischen und herzerfrischenden Art finden Schüler/-innen und Lehrer/-in trotz aller Widrigkeiten schnell zueinander.
Die Vorstellungsrunde beginnt gleich einmal auf Tschechisch: „Já jsem Achim, ty jsi Michaela.“ (Ich bin Achim, du bist Michaela.) Und damit das nicht zu langweilig wird, müssen wir die Identität dessen annehmen, der sich uns gerade vorgestellt hat: „Jsem … Wer war ich noch gleich?“
Dann kramen wir in einer großen Tasche und ziehen Gegenstände heraus: Draht, Krokodil, Kaffee. Und siehe da – im Tschechischen sind diese Begriffe Germanismen, tschechische Lehnwörter aus dem Deutschen: drát, krokodýl, káva. Das probieren wir gleich im Satzzusammenhang: „Co je to? To je krokodýl“. (Was ist das? Das ist ein Krokodil.) Jetzt werden immer mehr Gegenstände reihum gereicht, so dass auf einmal alle Tschechisch reden – obwohl wir erst sechs Wörter gelernt haben!
Schnell wird es anspruchsvoller. Im Kreis der Schüler/-innen kann man Bilder von Lebensmitteln sehen, die zwar lecker sind, deren tschechische Bezeichnung man sich aber merken muss, ehe der „Vampir“, ein Schüler in der Mitte des Kreises, zupackt. Und wer kann sich schon „zmrzlina“ merken – das leckere Speiseeis? Aber weil es so lecker ist, merkt man es sich eben doch: zmrzlina. Máte zmirzlinu? (Haben Sie Eis?)
Sprachanimation macht Lust auf Tschechisch
Sportlich zuschlagen ist die Aufgabe in einem rasanten Gruppenwettbewerb. Zur Ausrüstung gehören quietschbunte Fliegenklatschen. Wenn wir das tschechische Wort aus dem Mund unserer Sprachanimateurin hören, z.B. „čaj“ (Tee), müssen wir um die Wette auf die richtige Abbildung klatschen, z.B. der Kanne mit dem Tee. Da heißt es: Konzentriert und schnell sein – ein bisschen wie einst bei „Dalli Dalli“. Zur Belohnung gibt es Süßigkeiten. Noch andere Spiele folgen und ganz unwillkürlich nutzen wir dabei Idiome der tschechischen Sprache. Zum Schluss lösen die zukünftigen Teilnehmer/-innen des Schüleraustausches ein Landesquiz zur Tschechischen Republik, mit dessen Hilfe sie sich weitere tschechische Wörter erschließen, z.B. hlavní město (Hauptstadt) oder měna (Währung).
Mir und meinen Schüler/-innen hat der Nachmittag richtig Lust auf Tschechien, Tschechisch und den Schüleraustausch gemacht. Daran konnte auch Baulärm nichts ändern. Wir danken Frau Vaňková für ihren großen Einsatz: Děkujeme za práci! (Wir danken für die Arbeit!)
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