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Tandem-News

Auf ein Wort mit MdB Marianne Schieder und Kateřina Břendová 

Einen Auswärtstermin der besonderen Art hatten Kristýna Růžičková und Žaneta Šindlerová, die seit September 2015 im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes das Tandem-Projekt „ahoj.info“ betreuen, am 18. Januar 2016. Ganz im Sinne des Projektmottos – aufbrechen │ sprechen │ erleben – besuchten sie die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder im oberpfälzischen Wernberg-Köblitz. Marianne Schieder, die sich als Mitglied der Deutsch-Tschechischen Parlamentariergruppe sowie privat für die deutsch-tschechischen Beziehungen einsetzt, kam im September vergangenen Jahres unerwartet zu einer tschechischen Gastschülerin. Wie es dazu kam, wie sich die junge Frau aus Tschechien in dem doch recht betriebsamen Haushalt eingelebt hat und wie beide die Begegnung zwischen Deutschen und Tschechen bewerten, lesen Sie im folgenden Beitrag von Kristýna Růžičková:

Unser Bild zeigt von links nach rechts Kateřina Břendová, MdB Marianne Schieder, Žaneta Šindlerová und Kristýna RůžičkováDer September 2015 hat nicht nur für uns Freiwillige im Tandem-Projekt „ahoj.info“ viel Neues mit sich gebracht. Auch die 17-jährige Kateřina Břendová hat ihre tschechische Heimatstadt verlassen, um ein Gastschuljahr lang in der Oberpfalz zu leben. Wie sie mir und meiner EVS-Kollegin Žaneta Šindlerová bei unserem Interviewtermin erzählt, interessiert sie sich seit geraumer Zeit für die deutsch-tschechischen Beziehungen und Begegnungen, was sich in ihrer aktiven Mitgliedschaft bei der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde widerspiegelt. Ihr Wunsch, Deutschland besser zu verstehen und ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, hat sie dazu geführt, sich für ein Stipendium bei der Euregio Egrensis zu bewerben und ein Jahr in Deutschland zu verbringen. Mit Erfolg! Riesig war die Freude über die Zusage seitens der Euregio Egrensis, weniger die Suche nach einer Gastfamilie. Bis Mitte September 2015 konnte keine Gastfamilie gefunden werden. Über Bekannte hat Kateřina dann von MdB Marianne Schieder erfahren, die sich tatkräftig für die deutsch-tschechischen Beziehungen engagiert. Sie hat sie um Hilfe gebeten und Hilfe bekommen. Seither ist die Bundestagsabgeordnete Kateřinas Gastmutter.

Neue Klasse, neue Sprache, neues Alles

Am 12. September dann der Umzug nach Wernberg-Köblitz und damit der Startschuss für neue Herausforderungen: neue Klassenkameraden, neue Sprache, neuer Schulweg, neues Alles. „Als ich zum ersten Mal mit dem Bus zur Schule gefahren bin, fuhr er am Nachmittag einen anderen Weg nach Hause; ich war total gestresst, weil ich Angst hatte, einen falschen Bus genommen zu haben“, erinnert sich Kateřina an die Anfänge. Inzwischen kennt Kateřina die Gegend wie ihre eigene Westentasche. „Wenn ich Kateřina mit dem Auto abhole, lasse ich mich von ihr beraten, welchen Weg ich fahren soll“, erzählt Marianne Schieder und schmunzelt. Dann erzählt Kateřina von den Unterschieden zwischen dem deutschen und tschechischen Schulsystem. Als Beispiel nennt sie den Stundenplan. In Tschechien gibt es nach jeder Stunde eine mindestens fünfminütige Pause, dafür läutet der Gong für die Mittagspause erst nach der siebten Stunde. Summa summarum dauert der Unterricht in Tschechien länger als in Deutschland. An die neue Stundenplanregelung hat sich Kateřina schnell gewöhnt; schwieriger war es, einen Platz im Klassenverband in der Klasse 10a des Johann-Andreas-Schmeller-Gymnasiums in Nabburg zu finden. Wie gut, dass sich ihre Klasse eingemischt hat, im positiven Sinn: „Alle Leute hier sind super nett zu mir und bemühen sich immer, mit mir zu reden und mich zu verstehen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!“ Ihre Freizeit verbringt Kateřina gerne mit Lesen, Chillen und Singen. Und wer weiß, vielleicht kommt bald ein neues Hobby hinzu: „Ich habe vor, mit einer Cousine von Marianne auf die Jagd zu gehen.“

„Wir sind Nachbarn!“ 

Marianne Schieder setzt sich mit Herzblut für die deutsch-tschechischen Beziehungen ein. Aufgewachsen grenznah in der Oberpfalz war sie sich der Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs von klein auf bewusst. „Wir sind Nachbarn, deswegen ist es wichtig, dass wir uns kennenlernen, dass wir zusammenarbeiten und dass wir miteinander Europa gestalten“, betont sie. Von den deutsch-tschechischen Beziehungen sind wir ganz schnell beim Thema Flüchtlingspolitik gelandet. Gefragt nach der aktuellen politischen Flüchtlingspolitik antwortet sie: „Unakzeptabel und unglaublich; die Tschechen müssen doch erkennen, dass Europa ein großes Glück für sie ist. Europa ist der Garant für ihre Demokratie, ihren Frieden, ihre Freiheit. Im Gegenzug gibt es eben aber auch Verantwortlichkeit, die Tschechien als Mitglied der EU hat.“ Politisch interessiert ist auch Kateřina. Was gerade in ihrem Heimatland passiert, bewertet sie – gelinde gesagt – als nicht gut: Es würden viele Falschnachrichten in die Welt gesetzt, die suggerierten, dass Flüchtlinge eine Gefahr für die Tschechen seien. 

Unser Interview mit der Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder und ihrer Gastschülerin Kateřina Břendová wurde auf Deutsch geführt. Katerina spricht fließend Deutsch (mit leichtem tschechischem Akzent). Nur wenige Male macht sie eine kurze Pause, und zwar dann, wenn sie nach einem Wort sucht. In diesem Fall hilft MdB Schieder, die bereits ahnt, nach welchem Wort ihre Gastschülerin sucht. Alleine hier merkt man deutlich, wie eingespielt die beiden sind. Kateřina unterstreicht unsere Vermutung mit folgender Aussage: „Und schreibt, dass ich die beste Gastmutter habe!“

Für das zweite Schulhalbjahr hat Kateřina ein großes Ziel: Sie will am Johann-Andreas-Schmeller-Gymnasium in Nabburg ein gutes Zeugnis bekommen und dann alle Prüfungen, die sie in Pilsen nachholen muss, bestehen. Und was kommt nach der Schule? Genau weiß Kateřina das noch nicht. Nur dass Deutsch und die in der Oberpfalz gewonnenen Erfahrungen hier eine Rolle spielen werden.

Von Kristýna Růžičková, EVS-Freiwillige im Tandem-Projekt „ahoj.info“

Ein Beitrag über Kateřina in Oberpfalz TV 


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